Kreation
Wenn Marken sprechen könnten
Nachhaltigkeit ist seit langem in aller Munde und spätestens in den letzten zwei Jahren auch in den letzten Ecken der deutschen Firmenlandschaft angekommen. Aber haben Sie sich schon mal gefragt, wie nachhaltig Ihr Web-Auftritt ist? Vermutlich nicht. Denn in der digitalen Welt hat man sich die längste Zeit der Problematik komplett entzogen. Vielleicht dachte man sogar, Webseiten und Daten seien eine der letzten Bereiche, die sich nicht sofort mit dem Thema Klimakrise auseinandersetzen müssten. Aber Pustekuchen:
Sie, ich, wir alle, die wir in irgendeiner Form für digitale Produkte, Webseiten und Apps verantwortlich sind und in unserem Privatleben Daten produzieren, müssen uns bewusst machen: Jedes Bit zählt. Sie kennen es vermutlich auch: Ihr Handy oder Laptop hat mal wieder keinen Speicherplatz und da heißt es: Ab in die Cloud – ganz egal ob es Bilder, Videos oder Dokumente sind, die sie manchmal oft, manchmal aber auch nie wieder benötigen. Jeder und jede einzelne von uns fabriziert so im Jahr durchschnittlich acht Terabyte. Weltweit wurden im Jahr 2019 33 Zettabytes an Daten generiert und Wissenschaftler prognostizieren bis 2025 ein jährliches Volumen von 175 Zettabytes (Quelle). Nur für’s Verständnis: Eine handelsübliche Festplatte hat ein Terabyte Speichervolumen. Ein Zettabyte ist dahingegen eine Milliarde Mal größer als ein Terabyte. Die Rechenzentren, die weltweit dieses Datenvolumen verarbeiten und speichern, haben dabei einen enormen und jährlich steigenden Energieverbrauch. Und hier liegt der Hase im Pfeffer vergraben: Daten benötigen Energie und erzeugen somit CO2 – und zwar jedes einzelne Bit. Inzwischen ist der CO2-Ausstoß wohl vergleichbar mit dem des internationalen Flugverkehrs (Quelle).
Umweltfreundliche Screendesigns
Jetzt haben wir über verstaubte Urlaubsvideos auf der Cloud gesprochen, aber was bedeutet das für Websites und Co.? Dieser Artikel produziert genau wie jede andere Seite im World Wide Web bei jedem einzelnen Aufruf Daten und verbraucht somit Energie. Darüber hinaus beeinflusst auch die Gestaltung einer jeden Seite den Energieverbrauch des genutzten Endgerätes, beispielweise durch eine mehr oder weniger LED-schonende Farbgebung. Es ist daher an der Zeit, sich bewusst zu machen, dass es Entscheidungen von jetzt an nicht mehr rein im Sinne der Nutzerfreundlichkeit, sondern auch im Sinne der Umweltfreundlichkeit zu treffen gilt. Denn obwohl viele von uns beispielsweise inzwischen darüber nachdenken, ob wir weniger fliegen sollten, fragen sich immer noch viel zu wenige Menschen, ob die Art wie wir Daten konsumieren sowie Webseiten und Applikationen bauen, noch zeitgemäß ist. Doch keine Sorge, die Rettung naht.
Im Design sprach man lange von Product Centered Design, heute vorwiegend vom User oder Human Centered Design. Doch dieser Ansatz allein ist heute nicht mehr ausreichend. Denn gesellschaftliche Veränderungen spiegeln sich am Ende des Tages auch in Designentscheidungen wider. Und gleiches gilt auch für die nahende Klimakrise. Im Fokus steht nicht mehr länger nur der Nutzende und dessen Zufriedenstellung, sondern unser Planet. In kurz: Willkommen in der Ära des Planet Centric Designs.
Paradigmenwechsel: Planet Centric Design
Planet Centric Design dreht sich natürlich nicht nur um Datenmengen und Energieverbrauch. Es beschäftigt sich mit allen Aspekten des Designs und stellt unsere heute weitestgehend gängigen Methoden auf eine unglaublich spannende Weise in Frage. Jedes Produkt, jeder Service und jede Applikation muss der Frage standhalten können: Lässt sie sich ohne Schaden für die Umwelt umsetzen? Und wenn nicht: Ist sie den Schaden, den sie auf unserem Planeten anrichtet, wert? Jedes Konzept, jedes Layout, jede Zeile Code, sowie jede Hosting-Lösung muss so in die Waagschale geworfen werden und das kollidiert grundlegend mit bisherigen Marketing-Ansätzen.
Wie sieht denn aber eine umweltfreundliche und Planet Centered Website aus? Ein Beispiel für eine umweltbewusst gedachte Seite ist das solarbetriebene „Low Tech Magazine“. Das Fashion Label „Organic Basics“ allerdings hat die aktuell wohl fortschrittlichste Low Impact Webseite ins Leben gerufen. Und die ist auch noch ein Web-Shop. Für Kleidung. Sie sehen also, auch E-Commerce kann umweltbewusst sein. Ihre Erkenntnisse haben die Macher der Seite im ersten und aktuell einzigen „Low Impact Manifesto“ zusammengetragen. Dabei handelt es sich um ein Regelwerk, das Faktoren und Bewertungskriterien für eine „Low Impact“-Webseite festlegt. Der Head of Tech von Organic Basics, Jesper Hyldahl Fogh, beschreibt hier das Manifest genauer und erklärt die Beweggründe, die Organic Basics zum Vorreiter gemacht haben.
Der Weg zur grünen Website
Gar nicht mal so kompliziert, oder? Und dennoch ein Prozess, der seine Zeit dauert. Das spüren wir derzeit am eigenen Leib. Denn eine noch im User Centered Design gedachte Seite gänzlich umzukrempeln ist schwerer, als ein Konzept von vornherein umweltbewusst zu denken. Deshalb der Aufruf an alle diejenigen, die gerade an einen Web Relaunch oder Launch denken: Denken Sie ihn heute Planet Centric. Denn in wenigen Jahren wird das der Status quo sein.
Für alle, denen es jetzt in den Fingern juckt: Testen Sie den Verbrauch Ihrer Webseite direkt auf Websitecarbon und bekommen Sie einen Eindruck davon, wie viel Verbesserungspotential es gibt. Ein paar schnelle Tipps, die dabei helfen, Ihren Webauftritt bereits heute und sofort nachhaltiger zu machen, finden Sie hier:
👉🏼 Analysieren Sie Ihren Webaufrtitt auf Websitecarbon
👉🏼 Komprimieren Sie alle Bilder webgerecht
👉🏼 Setzen Sie Videoinhalte reduziert ein
👉🏼 Laden Sie Content erst, wenn er vom User gebraucht wird
👉🏼 Entschlacken Sie den Code Ihrer Webseite
👉🏼 Stellen Sie auf einen umweltfreundlichen Hostinganbieter um
🚀 Beginnen Sie das Low Impact Manifesto zu implementieren
Eileen ist Stuttgarter Eichhörnchen-Dompteurin und Art Direktorin bei port-neo. Für unsere Kunden kreiert sie schnieke User Experiences und Interfaces für Websites und Apps.