Technologie
Interview: Design Systeme aus Sicht der Grafik
Zur Erinnerung: Design Systeme stellen das Bindeglied zwischen Design und Entwicklung dar. Sie sind artverwandt mit Pattern Librarys oder Style Guides, unterscheiden sich jedoch in zentralen Punkten. Kernstück von Design Systemen sind UI-Elemente (Komponenten), die wie Bausteine zusammengesetzt werden können. Zentral ist, dass Code und Design immer zusammenstehen. Anstatt nacheinander an einzelnen Modulen zu arbeiten, werden Code und Design in einem agilen System kontinuierlich gemeinsam fortentwickelt.
Patrick Auer: „Welche Effekte hat ein Designsystem auf die Zusammenarbeit mit der Entwicklung?
Eileen Wiehe: „Der Grafik wird häufig – wenn auch teilweise scherzhaft – vorgeworfen, sie entwerfe Interfaces und Module, die durch die Entwicklung nicht oder nur mit exorbitantem Aufwand zu coden seien. Wie so häufig ist natürlich auch an diesem Vorwurf ein Funken Wahrheit. Während die Grafik aus dem Vollen ihrer Kreativität schöpfen kann und gänzlich im Sinne der besten Usability handelt, muss die Entwicklung stärker die dahintersteckenden Aufwände im Blick behalten. Vieles ist möglich, was den benötigten Einsatz von Ressourcen jedoch nicht rechtfertigt. Wenn die Anforderungen von Programmierung und Design auseinandergehen, liegt dies also vielleicht daran, dass beide Abteilungen wie Silos voneinander getrennt sind und die gegenseitigen Bedürfnisse nicht kommunizieren. Ein Designsystem hilft, an diesen Stellen Brücken zu schlagen und lehrt uns eine gemeinsame Sprache.“
Patrick Auer: „Und wie ist dein persönliches Empfinden gegenüber Designsystemen aus einer reinen Kreativ-Brille?“
Eileen Wiehe: „Zwar gibt es Projektverantwortliche, die dafür sorgen, dass Projekte in Time und Budget durchgeführt werden. Wirklich schlagkräftige Teams, die wie ein geölter Motor zusammenwirken, entstehen jedoch erst, wenn alle Mitglieder die wichtigsten Rahmenbedingungen eines Projektes ganzheitlich betrachten. Mir persönlich helfen Designsysteme, die Denkmuster und Anforderungen der Entwicklung zu verstehen. Allein dadurch, dass Code und Design nebeneinanderstehen, denkt man den nächsten Schritt im Prozess intensiver mit.“
Patrick Auer: „Hemmen Designsysteme dabei die Kreativität?“
Eileen Wiehe: „Nein, das Gegenteil ist sogar der Fall. Design Systeme sind so angelegt, dass sie Konsistenz über alle Interfaces und digitalen Touchpoints sicherstellen. Dadurch sinkt die Aversion, einzelne Module weiterzuentwickeln. Bisher bestand häufig die Sorge, dass fünf Interfaces am Ende auch fünf verschiedene Designs und Codes haben. Durch die systemische Konsistenz eines Design Systems ist die Weiterentwicklung einzelner Module und damit auch die Kreativität gefördert. Zusätzlich entsteht pro Entwicklungsschritt global eine bessere User Experience. Stecke ich viel Aufwand in ein Modul, profitieren bei Design Systemen alle Touchpoints. Man kann den Vergleich mit Lego-Steinen ziehen: Sie sind ein modulares System, das aus immer gleichen Bausteinen besteht – und dennoch entstehen aus ihnen die verrücktesten, kreativsten und eindrucksvollsten Bauten.“
Als Fullstack Developer arbeitet Patrick primär an umfangreichen Weblösungen auf Basis von pimcore und entwickelt State-of-the-Art CX-Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden. Die Besonderheit dabei: Von Haus aus ist er Software-Entwickler für die Mensch-Computer-Schnittstelle und vereint durch seine besonderen Kenntnisse Kreation, UX und Entwicklung.
Eileen ist Stuttgarter Eichhörnchen-Dompteurin und Art Direktorin bei port-neo. Für unsere Kunden kreiert sie schnieke User Experiences und Interfaces für Websites und Apps.