Kreation
Scrum als Motor für Veränderung von Unternehmenskultur
Wir testen stets unterschiedliche Tools und Methoden, um die Customer Experience unserer Kunden zu verbessern. Eine davon setzen wir seit 7 Jahren in der Software-Entwicklung ein: Scrum. Zugegeben, die Einführung ist mühsam – Scrum-Schulungen absolvieren, Backlog anlegen und direkt in die Arbeit in Iterationen, sogenannten Sprints, einsteigen.
Außerdem stellt die Umstellung alles auf den Kopf. Wie man allein arbeitet, wie man zusammenarbeitet und wie man kommuniziert. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an den neuen Projektalltag. Und an die positiven Veränderungen.
Diese fallen besonders bei der Zusammenarbeit auf. Plötzlich gibt es interdisziplinäre Teams, die gemeinsam an Problemen arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen. Das beeinflusst das Verhältnis zwischen den einzelnen Teammitgliedern dauerhaft. Offenheit, gegenseitiger Respekt und Wertschätzung werden auf einmal selbstverständlich.
Dadurch frage ich mich: Kann die Einführung von Scrum, die Kultur eines ganzen Unternehmens nachhaltig prägen? Lassen sich die positiven Aspekte der agilen Entwicklung auf andere Bereiche übertragen? Und bemerken unsere Kunden die Veränderungen überhaupt – in Form von einer besseren Customer Experience?
Wie erreichen Mitarbeiter gute Ergebnisse?
1960 arbeitet Douglas McGregor in seinen Studien am MIT zwei grundsätzliche Managementmethoden heraus: Management X und Management Y. Die Theorie X besagt, dass Menschen von Natur aus faul sind und Arbeit aus dem Weg gehen. Motivation gelingt somit nur von außen über Bezahlung oder Sanktionen. Im Gegensatz dazu geht die
Theorie Y davon aus, dass der Mensch ehrgeizig ist und strenge Selbstdisziplin und -kontrolle mitbringt.
Ein kurzer Blick auf das „Agile Manifest“ zeigt, dass es klar auf den Prinzipien von Management Y basiert. Denn im agilen Umfeld geht man davon aus, dass Mitarbeiter eigenmotiviert gute Ergebnisse liefern. Selbstorganisierende Teams sind eine wichtige Voraussetzung, um Scrum erfolgreich einzuführen. Mitarbeiter müssen in der Lage sein, ihre Arbeit selbstständig auszuführen, sich selbst zu organisieren und Entscheidungen eigenständig zu treffen.
Was kann Scrum ändern?
Das Scrum Team transformiert somit nicht nur die Rolle der einzelnen Mitarbeiter, sondern auch die der Führungskräfte. Dadurch drängt sich die Frage auf: Sind Führungskräfte bei solchen Strukturen überhaupt notwendig? Ja, sind sie. In einer agilen Umgebung kümmern sie sich jedoch weder um die Organisation von Arbeitspaketen noch um Motivation von außen. Stattdessen ist es ihre Aufgabe, den Teammitgliedern Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume zu eröffnen.
Sobald Scrum in der Software-Entwicklung eingeführt wird, beginnt das Team, anders über seine Arbeit zu denken. Auch die Beziehung zwischen Team und Kunden verändert sich. Arbeitspakete werden gemeinsam definiert, die gegenseitige Erwartungshaltung offengelegt, das beidseitige Commitment abgefragt. Dadurch verbessert sich der Informationsfluss, die Entscheidungsfindung passt sich an, die Ergebnisqualität steigt, die Auslieferung des Business Values beschleunigt sich und der Team Fokus verschiebt sich von „Ich“ zu „Wir“.
Je länger das andauert, desto nachhaltiger wandelt sich die Kultur innerhalb des Teams – und auch die Customer Experience des jeweiligen Kunden. Andere Teams bemerken den Wandel und fragen sich: Was macht die Entwicklung da?
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, den Rest des Unternehmens einzubeziehen. Das kann so aussehen:
- Das agile Vorgehensmodell in einer Informationsveranstaltung vorstellen
- Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen zum Sprint Review einladen
- Stakeholder gelegentlich in Daily Scrum Meetings dazuholen
Aus Unternehmenssicht lohnt es sich zudem besonders, drei Aspekte als mögliche „Culture Changer“ im Blick zu behalten:
- Team Fokus herstellen
- Vertrauen aufbauen
- “Value“ – den Wert für den Kunden
Team Fokus herstellen
In einer Scrum Umgebung verschiebt sich der Fokus eines Teams. Das „Wir-Gefühl“ festigt sich, wodurch die Ergebnisqualität in den Mittelpunkt rückt und diverse Benefits entstehen, darunter:
Höherwertige Arbeitsergebnisse
Fokussierte und motivierte Mitarbeiter
Bessere Beziehungen zwischen den einzelnen Teammitgliedern
Bessere Beziehungen zwischen Team und Kunden
Priorisierung von Aufgaben mit echtem Mehrwert
Dieser Umschwung von ICH zu WIR ist wichtig für eine kulturelle Veränderung im Unternehmen. Wird er in allen Bereichen umgesetzt, profitiert neben jedem einzelnen Mitarbeiter auch das ganze Unternehmen mit all seinen Kunden.
Vertrauen aufbauen
Mit Scrum liefert ein Team Sprint für Sprint (in unserem Fall alle 14 Tage) einen bestimmten Business Value und Liefergegenstand an unsere Kunden aus. Der klassische Ablauf mit Planung, Umsetzung und Kontrolle entfällt. Das Vertrauen in die Arbeit des Developers bzw. Scrum Teams wächst. Und Vertrauen ist die wichtigste Zutat für einen nachhaltigen Kulturwandel im Unternehmen und für eine dauerhaft positive Customer Experience.
Fazit
Eines steht fest: Alles um uns herum ist im Wandel. Unsere Arbeitsweise, die Märkte, die Bedürfnisse der Mitarbeiter und die der Kunden. Um weiterhin erfolgreich zu sein, müssen sich Unternehmen anpassen und umdenken. Oft beginnen solche Anpassungen aber nicht ganz oben, sondern – wie im Fall von Scrum – an der Basis oder in der Mitte einer Organisation.
Für Führungskräfte ist es wichtig, diesen Anpassungsbedarf so schnell wie möglich zu erkennen und sich damit zu beschäftigen. Scrum kann der erste Schritt sein, um ein Unternehmen mitsamt seiner Kundenbeziehungen nachhaltig zum Positiven zu verändern.
Zeljko ist Unit Director Software Products sowie Scrum Master bei mission-one, Teil der port-neo Gruppe. In seinen Schulungen setzt er sich mit Themen rund um Scrum, Führung, Organisation und Agilität auseinander – und ebnet damit Unternehmen den Weg für eine erfolgreiche Zukunft